Graue Literatur - Leitfaden zur Verwendung
Zum Verfassen jeder wissenschaftlichen Arbeit braucht es sichere und vertrauenswürdige Quellen die zitiert werden können. Diese Quellen umfassen Bücher, Artikel aus Fachzeitschriften, oder andere Dokumente. Sie werden zumeist in einem Verlag oder einer Fachzeitschrift publiziert und somit einer breiten Masse zugänglich gemacht. Damit unterliegen sie auch einer rigorosen Qualitätskontrolle.
Aber es gibt auch eine andere Art der Quelle für Informationen, die relevant für die eigene Arbeit sein kann. Alles, was nicht offiziell publiziert wurde, nennt sich graue Literatur. Was graue Literatur ist, und ob und wie sie verwendet werden kann, wird im nachfolgenden Artikel beschrieben.
Was ist graue Literatur?
Graue Literatur umfasst Schriftstücke, die nicht traditionell in einem kommerziellen Verlag publiziert wurden. Sie verfügen daher zum Beispiel über keine bekannten Identifizierungsnummern wie die ISBN. Graue Literatur wird meist von Privatpersonen oder Forschungseinrichtungen veröffentlicht, zum Beispiel im Internet.
Auch wenn graue Literatur meist keinem formalen peer review Prozess unterlaufen ist (➡️ Was ist peer review?), kann sie trotzdem wertvolle und hilfreiche Informationen für Forscher*innen enthalten und sollte daher nicht automatisch ausgeschlossen werden. Graue Literatur ist nicht immer unzuverlässig.
➡️ Tipps zur Literaturrecherche
Was sind Beispiele für graue Literatur?
Beispiele für graue Literatur sind:
- Preprints
- unveröffentlichte Forschungsberichte
- interne Firmen- und Behördendokumente
- Tagungs- und Kongressberichte
- Pressemeldungen
- unveröffentlichte Bachelor- oder Masterarbeiten
- private Aufzeichnungen und Notizen
- Plakate, Flyer, Flugblätter
- uvm.
Die Vor- und Nachteile von grauer Literatur
Die Vorteile von grauer Literatur:
- Graue Literatur ist oft die beste Quelle für sehr aktuelle Forschung, da sie durch keinen langwierigen Überprüfungsprozess gehen muss.
- Zu Themen die gerade erst auftauchen gibt es oft noch keine publizierte Forschung.
- Fachjournale bevorzugen es Studien zu publizieren, die ein positives und eindeutiges Ergebnis liefern. In der Forschung gibt es aber so viele Studien, die keine, oder negative Resultate produzieren, die dennoch wichtig sind, aber keine Beachtung finden. Diese können dann als graue Literatur publiziert werden und schließen damit wichtige Wissenslücken in der Forschung.
- Graue Literatur kann in der Forschung dabei helfen, Publikationsbias zu bekämpfen. Publikationsbias ist eine statistisch verzerrte Darstellung einer Datenlage wegen einer bevorzugten Veröffentlichung von Studien mit “positiven”, bzw. signifikanten Ergebnissen.
- Graue Literatur liefert oft genauere Daten und Rohdaten, die man sonst nicht bekommen würde.
- Graue Literatur ist meistens kostenlos. Das macht sie wesentlich zugänglicher als Artikel hinter einer Paywall.
Die Nachteile von grauer Literatur:
- Graue Literatur ist keinem peer review Prozess unterlaufen und wurde somit nicht genau und rigoros geprüft. Sie kann daher falsche Informationen bieten.
- Während graue Literatur wahrscheinlich frei von Publikationsbias ist, ist sie nicht frei von anderen Arten von Bias. Eine Organisation, die ein Flugblatt erstellt, hat ihre eigenen politischen, sozialen, oder finanziellen Motive, die sie damit verbreitet. Auch hier ist Vorsicht geboten.
- Graue Literatur ist oftmals schwer zu finden, da sie nicht offiziell veröffentlicht wurde.
Wie identifiziere ich graue Literatur?
Graue Literatur kann in so vielen Bereichen gefunden werden, das es fast unmöglich ist alle aufzuzählen. Es gibt aber einige Indikatoren dafür ob etwas graue Literatur ist oder nicht. Grundsatzlich gilt, wenn etwas nicht von einem Verlag oder einer Fachzeitschrift publiziert wurde, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um graue Literatur handelt. Andere Indikatoren sind:
- Es war schwierig die Quelle zu finden.
- Die Quelle ist nicht weit verbreitet.
- Die Quelle bietet viel detailliertere Informationen als andere Quellen zu dem Thema, da es keine Einschränkungen von einem Verlag gibt.
- Die Quelle ist in keinem Archiv zu finden.
Kann man graue Literatur zitieren?
Grundsätzlich kann graue Literatur in einer wissenschaftlichen Arbeit zitiert werden. Jedoch muss vorher überprüft werden, ob sie zitierwürdig und zitierfähig ist.
Zitierfähig ist eine Quelle dann, wenn sie öffentlich verfügbar ist, wenn sie also zum Beispiel im Internet abrufbar oder als Buch im Buchhandel oder einer Bibliothek erhältlich ist. Ob eine Quelle zitierfähig ist, lässt sich schnell überprüfen. Ein Buch hat im Regelfall eine ISBN Nummer, durch die es jederzeit gefunden werden kann. Bei grauer Literatur fehlen oft standardisierte Kennzeichnungen, weswegen so viel Information wie möglich in das Literaturverzeichnis aufgenommen werden sollte.
Zitierwürdig ist eine Quelle wenn sie darüber hinaus auch seriös und relevant ist. In einer wissenschaftlichen Arbeit sollten nur zitierwürdige Quellen verwendet werden. Hier muss vor allem bei grauer Literatur acht gegeben werden. Ob eine Quelle zitierwürdig ist, lässt sich anhand von folgender Kriterien überprüfen:
- Die Quelle ist seriös und wissenschaftlich
- Die Quelle ist für das Thema relevant
- Die Forschung ist aktuell
- Die Quellenangaben sind bekannt (z.B. Autor, Titel, etc.)
Wenn eine Quelle zitierfähig und zitierwürdig ist, kann man sie in einer wissenschaftlichen Arbeit zitieren, auch wenn sie nicht in einem Verlag erschienen ist. Dafür braucht es einen Verweis im Text und einen Eintrag im Literaturverzeichnis. Wie genau die Quelle zitiert wird hängt zum einen von der Art der Quelle, und zum anderen von der gewählten Zitierweise ab. Im deutschsprachigen Raum wird zumeist mit APA oder Harvard zitiert, jedoch darf jedes Institut selbst entscheiden welchen Zitierstil es wählt.
Wie zitiert man graue Literatur?
Zum zitieren einer Quelle im Allgemeinen bedarf es:
- einen Verweis im Text
- einen Eintrag im im Literaturverzeichnis
Die beliebtesten Zitierweisen im deutschsprachigen Raum sind:
- APA Zitierweise (American Psychological Association): Dabei wird im Text in Klammern zitiert, nach folgendem Schema: Nachname Autor*in, Erscheinungsjahr, Seitenzahl
- Harvard Zitierweise: Ebenfalls zitieren im Text, nach gleichem Schema wie APA.
- Deusche Zitierweise: Zitat im Text wird durch eine Fußnote gekennzeichnet. Am Ende jeder Seite wird auf die Fußnoten näher eingegangen.
Die genaue Quellenangabe unterscheidet sich je nach Art der grauen Literatur. Es gibt dabei zwei wesentliche Quellen:
- Öffentlich zugängliche Quellen, die z.B. durch einen Link abrufbar sind, können wie Internetquellen zitiert werden.
- Nicht öffentlich zugängliche Quellen sind meist Dokumente aus einem internen Netzwerk oder private Kommunikation und Aufzeichnungen. Werden diese zitiert, sollte bekanntgegeben werden, dass sie nicht öffentlich zugänglich sind, z.B. in einer Fußnote. Interne Dokumente können auch an die Arbeit angehängt werden, um die Quellen nachvollziehbar für Leser*innen zu machen.
Wo findet man graue Literatur?
Da es sehr viele Möglichkeiten gibt, graue Literatur zu finden, kann sich die Suche manchmal etwas schwierig gestalten. Beginnen kann man die Suche in verschiedenen Datenbanken, hier einige Beispiele:
- Liste an Preprint Servern
- GreySource
- BASE von der Universitätsbibliothek Bielefeld
- CORE für Open Access Publikationen
- OpenDoar von der University of Nottingham
- verschiedene Suchmaschinen
- Webseiten verschiedener Organisationen, wie z.B. die der WHO
Häufig gestellte Fragen zu grauer Literatur
🚼 Was sind graue Quellen?
Graue Quellen sind Schriftstücke, die nicht traditionell in einem kommerziellen Verlag publiziert wurden. Sie verfügen daher zum Beispiel über keine bekannten Identifizierungsnummern wie die ISBN. Graue Quellen werden meist von Privatpersonen oder Forschungseinrichtungen veröffentlicht, zum Beispiel im Internet.
🔬 Wie finde ich graue Literatur?
Die Suche nach grauer Literatur kann sich manchmal etwas schwierig gestalten. Am besten beginnt man die Suche in verschiedenen Datenbanken, wie zum Beispiel GreySource, BASE, oder CORE. Auch eine einfache Google Suche oder Webseiten verschiedener Organisationen können zur Suche verwendet werden.
📊 Wann ist Literatur zitierfähig?
Literatur ist dann zitierfähig, wenn sie öffentlich verfügbar ist, wenn sie also im Internet abrufbar oder als Buch im Buchhandel oder einer Bibliothek erhältlich ist. Ob eine Quelle zitierfähig ist, lässt sich einfach überprüfen. Ein Buch hat im Regelfall eine ISBN Nummer, durch die es jederzeit gefunden werden kann. Bei grauer Literatur fehlen oft standardisierte Kennzeichnungen.
😀 Sind Berichte zitierfähig?
Da Berichte nicht von einem Verlag veröffentlicht werden, gehören sie zur grauen Literatur. Graue Literatur kann grundsätzlich zitiert werden, es muss nur vorher überprüft werden ob der Bericht zitierfähig und zitierwürdig ist.
🍰 Was fällt unter graue Literatur?
Graue Literatur umfasst unter anderem: Preprints, unveröffentlichte Forschungsberichte, interne Firmen- und Behördendokumente, Tagungs- und Kongressberichte, Pressemeldungen, unveröffentlichte Bachelor- oder Masterarbeiten, private Aufzeichnunge, Plakate, Flyer und Flugblätter.