Was ist eigentlich Peer Review?

Wofür brauch man Peer Review

Immer wieder taucht in Zusammenhang mit wissenschaftlichen Arbeiten der Begriff "peer review" auf. Oft wird er kritisiert, meistens jedoch als sehr wichtig befunden. Was peer review denn eigentlich ist, wie er funktioniert, und was die größten Kritikpunkte sind, beantwortet dieser Artikel.

Was ist peer review?

Da wissenschaftliche Erkenntnisse und Ergebnisse sehr reale und weitreichende Folgen für Menschen haben können, müssen diese vor ihrer Veröffentlichung einer Qualitätskontrolle unterzogen werden. Dies nennt sich "peer review".

Zur Info: Der Begriff "peer" steht für Kolleg*innen, die sich auf gleicher Stufe oder Ebene befinden.

Beim peer review sind es eben diese peers, Wissenschaftler*innen aus dem jeweiligen gleichen Feld, die ein eingereichtes Manuskript prüfen und auf Hinblick auf die Publikationswürdigkeit bewerten. Dabei wird zu dem eingereichten Manuskript u.a. folgendes geprüft:

  • ob es thematisch in die Zeitschrift passt,
  • ob es inhaltlich etwas neues bietet,
  • ob wesentliche Dinge fehlen,
  • ob es Fehler gibt,
  • und ob es den aktuellen wissenschaftlichen Standards entspricht.

Erst auf Grundlage des peer reviews wird entschieden ob eine Arbeit publiziert wird oder nicht.

Wie funktioniert das peer review Verfahren?

Das peer review Verfahren gliedert sich für gewöhnlich wie folgt:

1. Einreichung des Manuskripts bei einer Fachzeitschrift

Das Manuskript wird in einer Fachzeitschrift aus dem Forschungsfeld des Manuskripts eingereicht. Dort findet erstmal ein "desk review" statt, das heißt dass die Herausgeber*innen entscheiden, ob die Arbeit peer reviewed wird oder gleich abgelehnt wird.

2. Start des peer review Verfahrens

Wenn das Manuskript den "desk review" besteht, wird ein peer bestimmt, der den review durchführt. Dabei arbeitet sich diese Person meist durch einen Fragebogen und sendet diesen am Ende des Prozesses an den/die Herausgeber*in zurück.

3. Annahme oder Ablehnung des Manuskripts

Auf Grundlage des Fragebogens wird dann entschieden, ob das Manuskript angenommen oder abgelehnt wird, oder ob es unter der Voraussetzung angenommen wird, dass bestimmte Punkte überarbeitet werden. Wenn ein Manuskript schwerwiegende Mängel hat, kann es nach einer umfangreichen Überarbeitung wieder eingereicht werden. Ein Ablehnung bedeutet jedoch nicht immer, dass die Arbeit qualitativ schlecht ist, manchmal passen Artikel auch einfach nicht in eine Zeitschrift. Renommierte Zeitschriften haben hohe Ablehnungsquoten.

4. Publikation des Manuskripts

Wenn das Manuskript den peer review bestanden hat, oder etwaige Mängel ausgebessert wurden, wird es publiziert.

Welche Arten von peer review gibt es?

Mit der Zeit haben sich verschiedene Varianten des peer review Verfahrens etabliert.

Die beliebstesten Arten von peer review sind das Single-Blind und das Double-Blind-Verfahren.

Die beliebtesten Arten sind:

  • Das Single-Blind-Verfahren: Dabei erfährt der/die Autor*in nicht, wer das Gutachten macht.
  • Das Double-Blind-Verfahren: Sowohl Autor*innen als auch Gutachter*innen wissen wechselseitig nicht, wer die andere Person ist.

Es gibt noch weitere Arten des peer review, die seltener vorkommen:

  • Post-Publication-Peer-Review: Das Manuskript wird sofort, ohne peer review veröffentlicht. Nach Veröffentlichung werden Reviewer dazu eingeladen, die Arbeit offen zu diskutieren.
  • Open-Peer-Review: Die Bezeichnung steht für verschiedene Arten des peer review. Der Begutachtungsprozess wird im Vergleich zu den anderen Methoden geöffnet. Dieses Verfahren wird weiter unten genauer diskutiert.

Welche Kritikpunkte gibt es am peer review Verfahren?

Das peer review Verfahren wird aus mehreren Gründen kritisiert. Die wichtigsten sind hier kurz zusammengefasst:

  • Mangelnde Transparenz: Da im peer review Vieles anonym bleibt, können auch Fehlurteile produziert werden.
  • Neutralität der Gutachter*innen: Es gibt keine Garantie, dass Gutachter*innen wirklich neutral sind und angemessene Kritik aussprechen. Es wird auch vorgeworfen, dass manche Gutachter*innen einfach ihren eigenen Standpunkt zu Fragen durchsetzen wollen, Neulingen keine Chance geben, oder die Begutachtung eines Artikels unnötig lange hinauszögern zu ihrem eigenen Vorteil.
  • Länge des Verfahrens: Es dauert oft etliche Monate, manchmal sogar Jahre, bis ein Artikel in einer Fachzeitschrift erscheint.
  • Überlastung der Reviewer: Für das Erstellen dieser Gutachten werden die Reviewer meist nicht bezahlt. Sie sind durch ein gestiegenes Publikationsaufkommen oft überlastet, was dazu führen kann, dass schwerwiegende methodische Fehler nicht entdeckt werden.

Welche Alternativen zu gängigen peer review Verfahren gibt es?

Aufgrund der oben genannten Mängel des peer review werden immer wieder Alternativen diskutiert. Eine viel diskutierte Strategie ist der Open-Peer-Review (oder auch: Crowd Sourced Peer Review).

Dabei werden die Gutachter*innen nicht von den Herausgeber*innen ausgesucht, sondern jede/r Forscher*in kann einen Artikel kritisieren. Gutachter*innen bleiben dabei anonym. Die Gutachten werden am Ende jedes Artikels angehängt, sodass sich Leser*innen ihr eigenes Bild von der Qualität der Arbeit machen können. Ein großer Vorteil dieses Systems ist, dass auch unorthodoxe Forschungsansätze publiziert werden können, die den klassischen peer review wahrscheinlich nicht überstanden hätten.

Aber auch hier gibt es Fallen - das größte Problem ist, eine ausreichende Anzahl an Expert*innen zu gewinnen, die eine kompetente Einschätzung durchführen können. Zudem stellt sich auch die Frage, wie das System auf den entsprechenden Plattformen organisiert werden soll.

Es ist leicht zu erkennen, dass der peer review obwohl wichtig, absolut nicht perfekt ist. Jedoch bietet er eine (mehr oder weniger) gute Möglichkeit zur Qualitätskontrolle von Manuskripten. Wie alles in der Wissenschaft wird auch der peer review sich weiterentwickeln und verbessern und es gibt schon einige Denkanstöße, auch über den open peer review hinaus, wie man das System verbessern kann.

Häufig gestellte Fragen Peer Review

❓ Sind Doktorarbeiten peer reviewed?

Doktorarbeiten sind in der Regel nicht peer reviewed, sollten aber auf einem Niveau verfasst werden dass sie einer Prüfung standhalten würden.

🔬 Warum ist ein peer review wichtig?

Peer review ist wichtig, da wissenschaftliche Erkenntnisse und Ergebnisse sehr reale und weitreichende Folgen für Menschen haben können. Daher müssen diese vor ihrer Veröffentlichung einer Qualitätskontrolle unterzogen werden.

📊 Was bedeutet peer review auf Deutsch?

Der Begriff "peer" steht für Kolleg*innen, die sich auf gleicher Stufe oder Ebene befinden. "Review" steht für Überprüfung, also die Kontrolle des eingereichten Manuskripts.

📇 Gibt es Alternativen zu peer review?

Alternativen zu peer review werden viel diskutiert. Ein Vorschlag ist der Open-Peer-Review, bei dem die Gutachter*innen nicht von den Herausgeber*innen ausgesucht, sondern jede/r Forscher*in kann einen Artikel kritisieren kann.

💾 Was ist ein Peer Reviewer?

Ein Peer Reviewer ist eine von den Herausgeber*innen einer Fachzeitschrift ausgesuchte Person, die den peer review eines eigereichten Manuskripts durchführen soll. Diese Person wird anhand von bestimmten Kriterien ausgewählt.