Tipps zur Literaturrecherche

Tipps Literaturrecherche

Literaturrecherche wird benötigt, um eine wissenschaftliche Frage beantworten zu können. Außerdem hilft sie dabei, das eigene Forschungsthema einzuordnen und abzugrenzen. Das macht sie zum Ausgangspunkt und Grundgerüst jeder wissenschaftlichen Arbeit.

Am Beginn einer wissenschaftlichen Arbeit stehen oft viele Fragezeichen:

  • Wie soll ich beginnen?
  • Wie geht die Literaturrecherche?
  • Worauf soll ich achten?

Dieser Artikel soll dabei helfen, diese Fragen zu beantworten und somit zu einer gelungenen Literaturrecherche beitragen.

Wie beginne ich eine Literaturrecherche?

Der erste Schritt der Literaturrecherche ist einen Überblick über die verfügbare Literatur zu bekommen und sich einzulesen. Dazu können zunächst allgemeine Lehrbücher und Lexika herangezogen werden, denn es geht darum ein Grundverständnis zu dem Thema zu gewinnen.

Allgemeine Lehrbücher und Lexika eignen sich jedoch nur für einen ersten Überblick, sie reichen nicht aus um daraus eine ganze Arbeit zusammenzustellen, denn diese geht viel tiefer als diese Art von Buch es kann. Des Weiteren eignen sie sich auch nicht gut um aus ihnen zu zitieren - warum, wird in einem späteren Teil erklärt.

In vielen Fällen gibt es von besuchten Seminaren schon Listen an Basiswerken, die man herannehmen kann um die Literaturrecherche zu beginnen. Andernfalls kann man auch mit einer Internetsuche starten oder den Bibliothekskatalog durchsuchen. Es gibt also mehrere Wege, das erste Grundgerüst der Suche aufzubauen. Im nächsten Schritt muss bewertet werden, um welche Arten von Quellen es sich handelt.

Verschiedene Arten von Quellen

Die Arten von Quellen werden in drei Kategorien eingeteilt:

  1. Primärquellen
  2. Sekundärquellen
  3. Tertiärquellen

Diese werden hier näher erlautert.

1. Primärquellen

Primärquellen enthalten ungefilterte Daten ohne einer Interpretation. Das können zum Beispiel Messprotokolle sein. Obwohl sie wissenschaftlich den größten Wert haben, sind sie nur schwer zugänglich, es sei denn sie stammen aus eigenen Versuchen.

2. Sekundärquellen

Sekundärquellen interpretieren ihre zugrundeliegenden Primärquellen. Sie enthalten ausgewählte Daten, Interpretierungen und Schlussfolgerungen aus diesen Daten. Dazu gehören zum Beispiel Fachbücher, Dissertationen, oder Fachzeitschriftenartikel.

3. Tertiärquellen

Tertiärquellen fassen Informationen aus Sekundärquellen zusammen und bereiten sie verständlich auf. So zählen zum Beispiel Lehrbücher, Sammelwerke, und Lexika zu Tertiärquellen. Diese Quellen sind wissenschaftlich von geringstem Wert, sie enthalten dennoch oft wertvolle Verweise auf Sekundärquellen.

Am besten für eine wissenschaftliche Arbeit sind Primärquellen, und an zweiter Stelle stehen Sekundärquellen. Nur Tertiärquellen zu verwenden, wird sich wahrscheinlich zu einer negativen Benotung führen.

Wo finde ich Quellen?

Die Suche nach Quellen wird heutzutage meist online beginnen. Hier ist aber Vorsicht geboten, denn die meisten Online-Quellen sind nicht zitierbar. Um wissenschaftliche Quellen zu finden eignet sich am besten eine erste Suche in der Universitätsbibliothek oder einer Fachbibliothek. Diese haben ihre Kataloge online, so kann einfach und schnell nach Literatur gesucht werden. Alternativ findet man akademische Werke auch in diversen Fach-Datenbanken. Eine Liste an beliebten Datenbanken befindet sich im nächsten Abschnitt.

Die Recherchemethoden

Bei der Literaturrecherche gibt es zwei Grundmethoden:

  • Schneeballsystem (unsystematisch)
  • systematische Literaturrecherche

Beide Methoden werden im Folgenden näher erläutert.

Das Schneeballsystem

Beim Schneeballsystem, auch “rückwärts gerichtete Recherche” genannt, werden Literaturverzeichnisse vorher ausgewählter Quellen durchsucht, um passende Literatur für das eigene Thema zu finden. Diese Quellen sind meistens aktuelle Fachzeitschriftenartikel oder Fachbücher. Wenn im Literaturverzeichnis dann weitere Quellen gefunden werden, werden auch diese weiter nach relevanter Literatur durchsucht. So arbeitet man sich im Schneeballsystem von Quelle zu Quelle.

Werden keine passenden Artikel gefunden, um die Suche zu beginnen, können auch Lehrbücher, Dissertationen, oder Beiträge in Enzyklopädien herangezogen werden. Ein Nachteil dieser Methode ist, dass besonders aktuelle Literatur oft noch nicht viel zitiert wurde. Deshalb sollte man auf möglichst aktuelle Literatur zurückgreifen oder aber in die andere Richtung gehen und herausfinden, wer ältere Quellen in neueren Beiträgen zitiert hat. Für diese Suche kann man Datenbanken verwenden wie Google Scholar oder Web of Science.

Jedoch bietet die Schneeballmethode auch einige Vorteile, so ist sie weniger kompliziert als die systematische Literaturrecherche und kann in relativ kurzer Zeit viele wichtige Quellen identifizieren. Zumal kann davon ausgegangen werden, dass eine Quelle die in einem Fachbuch zitiert wurde auch vertrauenswürdig ist. Die Schneeballmethode eignet sich vor allem wenn man noch keine konkrete Fragestellung für seine Arbeit hat sondern sich erstmal einen Gesamtüberblick verschaffen möchte.

Die systematische Literaturrecherche

Bei der systematischen Literaturrecherche hat man im Vergleich zur Schneeballmethode nicht einzelne Quellen als Grundlage für die Suche. Hier wird umgekehrt einschlägige Literatur untersucht, um aus der großen Menge an verfügbaren Quellen all jene herauszufiltern, die für die eigene Arbeit relevant sind. Die systematische Literaturrecherche bietet auf jeden Fall ein solides Fundament für eine wissenschaftliche Arbeit. Sie ist auch dann besser geeignet, wenn man schon eine Fragestellung herausgearbeitet hat.

Für die systematische Literaturrecherche sollten folgende Bereiche untersucht werden:

  • Nachschlagewerke und Lexika
  • Fachpublikationen
  • Kataloge und Bibliographien

Das Thema und die Fragestellung bilden hier den Ausgangspunkt. Darauf basierend werden Suchbegriffe für die Literatursuche definiert. Die Suche sollte recht allgemein beginnen und dann immer spezifischer werden.

Für die Literatursuche können folgende Datenbanken verwendet werden:

Obwohl die systematische Literaturrecherche recht aufwendig ist, ist sie die beste Methode um sowohl einen guten breiten Überblick, als auch Fachwissen zu speziellen Bereichen zu bekommen. Dennoch kann auch die systematische Suche wichtige Werke übersehen, weswegen sie in Kombination mit dem Schneeballprinzip die besten Ergebnisse liefert.

Bewertung von Quellen

Nicht jede Quelle ist für die Verwendung in wissenschaftlichen Arbeiten geeignet. Es gibt bestimmte Kriterien, nach denen beurteilt werden kann, ob eine Quelle in der Arbeit verwendet werden kann. Wird die Quelle nur zum Einlesen verwendet, können die Anforderungen etwas gelockert werden, jedoch sollte auch hier aufgepasst werden.

Nachprüfbarkeit und Nachvollziehbarkeit

Eine Quelle sollte nachprüfbar und nachvollziehbar sein.

Nachprüfbar ist eine Quelle, wenn:

  • Ihre Herkunft angegeben ist und überprüft werden kann.
  • Ein Datum der Veröffentlichung angegeben ist.
  • Autor*innen und Herausgeber*innen genannt sind.

Nachvollziehbar ist eine Quelle, wenn:

  • Aussagen über Tatsachen überprüft werden können (auch wenn auf andere Quellen bezogen wird müssen diese wissenschaftlich sein).
  • Zwischen nachprüfbaren Informationen und eigenen Interpretationen entschieden wird.
  • Schlussfolgerungen rational aus nachprüfbaren Informationen und deren Interpretationen gezogen werden.

Zitierfähigkeit und Zitierwürdigkeit

Des Weiteren muss eine Quelle auf ihre Zitierfähigkeit und Zitierwürdigkeit überprüft werden:

Zitierfähig ist eine Quelle dann, wenn sie öffentlich verfügbar ist, wenn sie also zum Beispiel im Internet abrufbar oder als Buch im Buchhandel oder einer Bibliothek erhältlich ist. Ob eine Quelle zitierfähig ist, lässt sich schnell überprüfen. Ein Buch hat im Regelfall eine ISBN Nummer, durch die es jederzeit gefunden werden kann. Diese Kennzeichnung ist unverändert verfügbar. Bei vielen anderen Quellen, wie zum Beispiel Onlinequellen, ist dieses Kriterium nicht erfüllt, weswegen besondere Vorsicht geboten ist.

Grundsätzlich zitierfähig sind folgende Quellen:

  • wissenschaftliche Bücher aus Fachbibliotheken
  • Gutachten, Gesetzestexte, offizielle Statistiken und Berichte von Ministerien
  • wissenschaftliche Artikel in Fachzeitschriften
  • Forschungsberichte anerkannter Institute
  • Fachlexika (nicht aber allgemeine Lexika)

Grundsätzlich nicht zitierfähig sind:

  • allgemeine Lexika
  • Seminarmitschriften
  • Populärwissenschaftliche Literatur und Populärliteratur (z.B. Romane)
  • private Websites
  • Wikipedia
  • Diplom-, Seminar- und Hausarbeiten

Zitierwürdig ist eine Quelle wenn sie darüber hinaus auch seriös und relevant ist. In einer wissenschaftlichen Arbeit sollten nur zitierwürdige Quellen verwendet werden. Ob eine Quelle zitierwürdig ist, lässt sich anhand von folgender Kriterien überprüfen:

  1. Die Quelle ist seriös und wissenschaftlich
  2. Die Quelle ist für das Thema relevant
  3. Die Forschung ist aktuell
  4. Die Quellenangaben sind bekannt (z.B. Autor, Titel, etc.)

Wenn eine Quelle zitierfähig und zitierwürdig ist, kann man sie in einer wissenschaftlichen Arbeit zitieren.

Umgang mit Online-Quellen

Durch die wachsende Bedeutung des Internets stellt sich die Frage, wie dort gefundene Informationen bewertet werden können. Hier gibt es leider auch keine pauschale Antwort. Grundsätzlich können aber auch bei einer Internetsuche zitierwürdige Quellen gefunden werden.

Besonders Artikel aus Fachzeitschriften, die Online veröffentlicht wurden und klar einem/einer Fachautor*in zugeordnet werden können, sind zitierwürdig. Diese findet man vor allem durch Recherchen in Fachdatenbanken. Doch auch hier stellt sich die Frage der zitierfähigkeit, denn möglicherweise sind auch diese Artikel nicht langfristig im Internet verfügbar. Bei allen anderen Quellen aus dem Internet ist Vorsicht geboten und sie sollten generell kritisch beurteilt werden.

Auch Wikipedia ist als Quelle ungeeignet, da Artikel auf der Plattform meist voreingenommen und somit nicht wissenschaftlich sind.

➡️ Weiterlesen: Wie schreibe ich eine wissenschaftliche Arbeit?

Häufig gestellte Fragen Literaturrecherche

🐶 Wie macht man eine Literaturrecherche?

Der erste Schritt der Literaturrecherche ist sich einen Überblick über die verfügbare Literatur zu beschaffen und sich einzulesen. Danach wird je nach gewählter Methode die Literatur untersucht. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Quellen zitierwürdig und zitierfähig sind.

🔰 Wie lange braucht man für eine Literaturrecherche?

Wie lange man für die Literaturrecherche braucht, hängt davon ab, welche Art von Arbeit man schreibt. Bei einer einfachen Seminararbeit nimmt die Literaturrecherche ungefähr 1 Woche in Anspruch. Für eine Masterarbeit muss man schon 4-6 Wochen einplanen.

💎 Welche Datenbanken können für die Literaturrecherche genutzt werden?

Neben Online-Katalogen von Universitätsbibliotheken kann man für die Literaturrecherche auch Datenbanken wie Google Scholar, Directory of Open Access Journals (DOAJ), JSTOR , Scopus, EBSCO, BASE, oder PubMed (Medizin) verwenden.

🏈 Welche Arten von Literaturrecherche gibt es?

Die zwei Grundmethoden der Literaturrecherche sind die unsystematische Literaturrecherche (auch Schneeballsystem genannt) und die systematische Literaturrecherche. Während die erste Methode gut geeignet ist, um eine Fragestellung herauszuarbeiten, ist die zweite besser geeignet, wenn man schon eine Fragestellung hat.

👌 Wie mache ich eine systematische Literaturrecherche?

Bei der systematischen Literaturrecherche wird einschlägige Literatur untersucht um aus der großen Menge an verfügbaren Quellen all jene herauszufiltern, die für die eigene Arbeit relevant sind. Die systematische Literaturrecherche bietet ein solides Fundament für eine wissenschaftliche Arbeit. Sie ist vor allem dann gut geeignet, wenn man schon eine Fragestellung herausgearbeitet hat.