Empirische Forschung

Empirische Forschung

Empirische Forschung ist in nahezu jeder wissenschaftlichen Ausbildung eines der zentralen Themen. Auch Unternehmen nutzen empirische Forschung zur Datenerhebung- und Auswertung. Was empirische Forschung ist, und welche Methoden zur Erhebung, Auswertung, und Interpretation von Daten es gibt, wird in diesem Artikel ausführlich erklärt.

Was ist empirische Forschung?

Empirisch zu forschen bedeutet wissenschaftliche Erfahrungen zu machen. Empirische Forschung ist ein Sammelbegriff für die Anwendung unterschiedlicher wissenschaftlicher Methoden und Techniken zur Erhebung, Auswertung, und Interpretation von Daten um Forschungsfragen beantworten zu können.

Der Begriff “Empirie” umfasst längst nicht mehr nur statistische und experimentelle Verfahren, sondern weit verschiedenere Formen der Forschung, die über viele Jahre in der Wissenschaft weiterentwickelt wurden.

Am Anfang jeder wissenschaftlichen Arbeit steht eine Forschungsfrage. Diese wird sorgfältig formuliert und wird anhand einer empirischen Forschungsmethode systematisch beantwortet. Dies kann deduktiv (top-down) oder induktiv (bottom-up) geschehen. Deduktiv bedeutet, dass die Frage aus einer allgemeinen, theoretischen Überlegung abgeleitet wird. Induktiv bedeutet, dass die Frage aus einem oder mehreren beobachteten Einzelfällen abgeleitet wird.

Um zu überprüfen, ob es sich wirklich um empirische Forschung handelt, gibt es einige Kriterien und Standards, die man heranziehen kann. Die wichtigsten Kriterien sind:

  • Objektivität: Hier geht es darum, anhand der Forschungsmethode sicherzustellen, dass die Studie so wenig wie möglich vom Einfluss der durchführenden Forscher*innen beeinflusst ist.
  • Reliabilität: Wie zuverlässig ist das Ergebnis? Als zuverlässig gilt eine Methode dann, wenn sie Ergebnisse liefert, die relativ frei von Zufallseinflüssen sind.
  • Validität: Die Gültigkeit (bzw. Validität) einer Studie ist gegeben, wenn die Methode wirklich das misst, was gemessen werden soll.

Schritte der empirischen Forschung

Um ein empirisches Forschungsprojekt durchzuführen kann man sich an den folgenden Ablauf halten. Natürlich können bei jedem Forschungsprojekt Schwierigkeiten auftreten und der Ablauf das eine oder andere Mal durcheinander kommen. Auch ein empirisches Forschungsprojekt verläuft nicht immer linear. Im Folgenden wird das Ablaufmodell erklärt.

Schritte des Ablaufsmodells der empirischen Forschung

Angepasste Grafik aus: Hug, T., & Poscheschnik, G. (2020). Empirisch forschen. Stuttgart, Deutschland: utb GmbH, S.86.

1. Vorbereitung

In der Phase der Vorbereitung macht man sich ein erstes Bild zum Thema. Man liest wissenschaftliche Literatur, stellt sich Fragen zu den Rahmenbedingungen und den eigenen Möglichkeiten, und kommt so von einer Idee zu einer konkreten Forschungsfrage.

2. Planung

Im Planungsabschnitt werden Forschungsmethoden gewählt, die sich zur Beantwortung der Forschungsfrage eignen. Auch Fragen wie die Größe der Stichprobe, oder was für eine Art von Experiment durchgeführt wird, werden hier geklärt. Welche Ziele verfolgt die Studie? Eignen sich qualitative oder quantitative Forschungsmethoden? Am Ende dieses Abschnitts steht das Konzept für ein konkretes Forschungsvorgehen.

3. Erhebung

Zur Erhebung gehören alle Methoden, die Daten über den Forschungsgegenstand und zur Beantwortung der Forschungsfrage liefern. Das können zum Beispiel qualitative Interviews, Gruppendiskussionen, Dokumentenanalysen, Befragungen oder Beobachtungen sein.

4. Aufbereitung

In diesem Schritt werden die erhobenen Daten so aufbereitet, dass sie methodisch interpretiert werden können. Dazu gehört zum Beispiel das transkribieren von Interviews oder sortieren von Notizen. Es muss auch entschieden werden, ob wirklich alle erhobenen Daten verwertet werden, denn oft wird mehr an Daten erhoben als ausgewertet werden kann.

5. Auswertung

Im wohl wichtigsten Schritt eines Forschungsprojekts werden die Daten ausgewertet und interpretiert. Es gibt viele verschiedene Auswertungsmethoden, die allgemein in qualitative und quantitative Methoden unterteilt werden. Zu den qualitativen Methoden gehören zum Beispiel die Grounded theory oder die qualitative Inhaltsanalyse. Quantitative Methoden beinhalten Häufigkeitsanalysen, Zusammenhangs- und Korrelationsanalysen, Signifikantstests, und weitere.

6. Präsentation

Im letzten Schritt werden die Forschungsergebnisse in einer verständlichen Form präsentiert. Dies kann zum Beispiel in schriftlicher Form geschehen in einer Bachelor- oder Masterarbeit, Dissertation, oder einem wissenschaftlichen Artikel für eine Fachzeitschrift. Die Ergebnisse können dann als Formeln, Tabellen, Grafiken, Listen, oder Bilder dargestellt werden.

Mehr zu Methoden der empirischen Forschung

➡️ Grounded Theory - einfach erklärt!

➡️ Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring

Weiterführende Literatur

Hug, T., & Poscheschnik, G. (2020). Empirisch forschen. Stuttgart, Deutschland: utb GmbH.

Häufig gestellte Fragen zur empirischen Forschung

🤗 Was versteht man unter empirischer Forschung?

Empirische Forschung ist ein Sammelbegriff für die Anwendung unterschiedlicher wissenschaftlicher Methoden und Techniken zur Erhebung, Auswertung, und Interpretation von Daten um Forschungsfragen beantworten zu können.

🤫 Welche empirischen Methoden gibt es?

In der empirischen Forschung unterscheiden sich vor allem zwei Methoden, qualitative und quantitative Forschungsmethoden. Zu den qualitativen Methoden gehören zum Beispiel narrative Interviews, qualitative Inhaltsanalysen, oder Gruppendiskussionen. Zu den quantitativen Methoden gehören Experimente, standardisierte Fragebögen, oder systematische Beobachtungen.

🥶 Was ist nicht empirische Forschung?

Nicht empirisch sind zum Beispiel selektive Beobachtungen oder Erinnerungen, Vorurteile, stereotypes Denken, oder wenn der eigenen Meinung widersprechende Informationen ignoriert werden. Also wenn nicht systematisch und wissenschaftlich nachvollziehbar vorgegangen wird, um zu einem Ergebnis zu kommen.

😣 Was ist mit empirisch gemeint?

Der Begriff “empirisch” kommt aus dem Griechischen und bedeutet “aus der Erfahrung, Beobachtung, auf dem Wege der Empirie gewonnen, auf ihr beruhend”. Der Begriff “Empirie” umfasst nicht nur statistische und experimentelle Verfahren, sondern weit verschiedenere Formen der Forschung, die über viele Jahre in der Wissenschaft weiterentwickelt wurden.

🤩 Sind qualitative Methoden empirisch?

Qualitative Forschungsmethoden wie zum Beispiel narrative Interviews, qualitative Inhaltsanalysen, oder Gruppendiskussionen sind empirisch, genauso wie quantitative Forschungsmethoden.