Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring

Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring

Die qualitative Inhaltsanalyse ist ein Verfahren zur Datenauswertung im Bereich der empirischen Forschung. Sie ist eine weit verbreitete Methode zur Auswertung qualitativer Daten. Der deutsche Psychologe Philipp Mayring hat ein allgemeines Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse entwickelt, das von vielen Universitäten genutzt wird. Die einzelnen Schritte der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring werden in diesem Artikel erklärt.

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Was ist eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring?

Qualitative Studien werden oft dafür kritisiert, dass sie nicht nachvollziehbar, nicht überprüfbar, und subjektiv verzerrt sind. Der subjektive Interpretationsraum gilt dann oft als Argument, warum qualitative Studien im Vergleich zu quantitativen Studien als weniger wissenschaftlich wertvoll eingestuft werden. Jedoch wurden um diese Argumente zu entkräftigen qualitative Verfahren entwickelt, die stark regelgeleitet und strukturiert sind. Eines dieser Verfahren ist zum Beispiel die Grounded Theory, ein anderes die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring.

In diesem Verfahren sind die einzelnen Schritte relativ genau definiert. Das untersuchte Textmaterial wird wird zuerst in Sinn-Einheiten zergliedert und dann Kategorien zugeordnet. Also je nachdem, was eine Person gesagt hat, wird einer abstrakteren Kategorie zugeordnet. So lassen sie sich dann ähnlichen Aussagen derselben oder anderen Personen zuordnen.

Zur Kategorienbildung gibt es zwei Strategien:

  • Deduktive Kategorienbildung: Hier wird vor Durchsicht des Materials mithilfe von elaborierten Theorien ein Kategoriensystem entwickelt, dem dann konkrete Aussagen des Interviews oder Textes zugeordnet werden.
  • Induktive Kategorienbildung: Hier macht man es genau umgekehrt. Das Kategoriensystem wird Schritt für Schritt aus den konkreten Aussagen des Textes abgeleitet.

Die Grundformen der qualitativen Inhaltsanalyse

Bei der qualitativen Inhaltsanalyse lassen sich drei Grundformen unterscheiden:

Zusammenfassende Inhaltsanalyse

Das gesamte Material wird so reduziert, dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben. Hier arbeitet man in erster Linie mit induktiver Kategorienbildung. Man geht das Material Zeile für Zeile durch und sucht nach Textstellen, die für die Untersuchung als relevant festgelegt wurden. Hat man so eine Textstelle gefunden, bildet man eine Kategorie. Wird im weiteren Verlauf eine Textstelle gefunden, die zu der Kategorie passt, wird sie dieser zugeordnet.

Strukturierende Inhaltsanalyse

Hier geht es darum, aus dem Material eine bestimmte Struktur herauszufiltern. Strukturen können zum Beispiel inhaltliche Aspekte oder bestimmte Typen sein. Die Kategorien müssen so genau definiert werden, dass jede Textstelle zugeordnet werden kann. Dafür werden Kodierleitfäden entwickelt, die ganz genau festlegen wann etwas wie zugeordnet werden darf.

Explizierende Inhaltsanalyse

Schwer verständliche, übriggebliebene Textstellen werden versucht mithilfe von zusätzlichem Material erklärt zu werden, um das Verständnis zu erweitern. Dazu kann man entweder weiteres Material aus dem selben Text, oder Material aus anderen Texten verwenden. Im ersten Fall werden aus dem selben Text zusätzliche Informationen geholt, die Licht ins Dunkel bringen sollen. Im zweiten Fall holt man sich die Informationen aus anderen Texten.

Schritt für Schritt zur qualitativen Inhaltsanalyse

Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring kann in zehn Schritten durchgeführt werden.

  1. Festlegung des Materials: Zuerst wird festgelegt, welches Material am besten zur Analyse passt. Das werden vor allem Texte sein, können aber auch visuelle Medien oder Audiomaterial sein.
  2. Analyse der Entstehungssituation: Die Entstehungssituation des Materials wird untersucht. Die Frage dabei ist: Unter welchen Bedingungen ist das Material entstanden? Je nachdem welches Material verwendet wird, wird die Analyse unterschiedlich ausfallen.
  3. Formale Charakteristika des Materials: Hier wird beschrieben, in welcher Form das Material vorliegt. In den meisten Fällen wird das, wie in Punkt 1 beschrieben, in Textform sein. Es sind aber auch andere Formen möglich.
  4. Fragestellung und Richtung der Analyse: Jede Inhaltsanalyse braucht eine präzise Fragestellung. Diese Fragestellung gibt die Richtung der Analyse vor.
  5. Theoretische Differenzierung der Fragestellung: Im nächsten Schritt wird die Fragestellung an die bisherige Forschung und bestehende Theorien angeknüpft.
  6. Bestimmung von Analysetechnik, Ablaufmodell, und Kategoriensystem: An dieser Stelle werden wichtige Entscheidungen für die weitere Analyse getroffen. Zum einen wird die Analysetechnik gewählt (wie oben erklärt - zusammenfassende, strukturierende, oder explizierende Inhaltsanalyse). Dann wird das Ablaufmodell bestimmt, d.h. die einzelnen Interpretationsschritte werden bestimmt. Im nächsten Schritt wird das Kategoriensystem herausgearbeitet.
  7. Definition der Analyseeinheiten: Hier wird zwischen Kodiereinheiten, Kontexteinheiten, und Auswertungseinheiten unterschieden. Dadurch wird die Analyse präzisiert.
  8. Analyse anhand des Ablaufmodells: In diesem Schritt wird das Material schließlich kodiert. Wenn sich im Laufe der Analyse das Kategoriensystem ändert, wird der Materialdurchlauf wiederholt.
  9. Zusammenstellung der Ergebnisse: Ergebnisse der Analyse werden zusammengestellt und interpretiert.
  10. Anwendung inhaltsanalytischer Gütekriterien: Abschließend wird überprüft, ob die Analyse den Gütekriterien der qualitativen Forschung entspricht.

Häufig gestellte Fragen zur qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring

🎪 Wie macht man eine qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring?

Bei der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring wird ein Textmaterial strukturiert ausgewertet. Textmaterial kann zum Beispiel ein Interviewtranskript sein. Das untersuchte Textmaterial wird wird zuerst in Sinn-Einheiten zergliedert und dann Kategorien zugeordnet. Also je nachdem, was eine Person gesagt hat, wird einer abstrakteren Kategorie zugeordnet. So lassen sie sich dann ähnlichen Aussagen derselben oder anderen Personen zuordnen.

☘️ Wie bildet man Kategorien in der qualitative Inhaltsanalyse?

Kategorien werden gebildet, indem man das Material Zeile für Zeile nach Textstellen durchsucht, die vorher als relevant festgelegt wurden. Hat man so eine Textstelle gefunden, bildet man eine Kategorie. Wird im weiteren Verlauf eine weitere Textstelle gefunden, die zu der Kategorie passt, wird sie dieser zugeordnet.

🍭 Warum sollte man Mayring verwenden?

Qualitative Studien werden oft als nicht nachvollziehbar, nicht überprüfbar, und subjektiv verzerrt kritisiert. Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ist stark regelgeleitet und strukturiert, um genau diesen Argumenten entgegenzuwirken. Deshalb kann sie verwendet werden, um eine gute qualitative Studie zu entwickeln.

📒 Wie viele Kategorien sollte man bilden nach Mayring?

Wie viele Kategorien in der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring gebildet werden hängt vom Datenmaterial ab. Wenn es sehr viele Kategorien gibt und diese sich immer wieder ähneln, sollten diese im nächsten Schritt zusammengelegt werden.

🐹 Wie werte ich nach Mayring aus?

Zur Auswertung nach Mayring wird zuerst die Analysetechnik ausgewählt (zusammenfassende, strukturierende, oder explizierende Inhaltsanalyse. Dann wird das Ablaufmodell bestimmt, d.h. die einzelnen Interpretationsschritte werden bestimmt. Im nächsten Schritt wird das Kategoriensystem herausgearbeitet. Dann wird das Material schließlich kodiert.