Wie schreibt man eine wissenschaftliche Arbeit?

Wissenschaftliche Arbeit

Das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit ist im akademischen Kontext unausweichlich. Einfachere Formen von wissenschaftlichen Arbeiten finden sich schon in der Schulzeit, im Studium kommt dann von Jahr zu Jahr eine gewisse Komplexität hinzu, bis hin zur Dissertation. Der Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit ist in seinem Grundkonzept in allen Formen ähnlich - egal ob es eine Seminararbeit, Masterarbeit oder Doktorarbeit ist. Die Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens werden in diesem ausführlichen Leitfaden Schritt für Schritt erläutert.

Was ist eine wissenschaftliche Arbeit?

Eine wissenschaftliche Arbeit ist Text, in dem ein Thema systematisch und mit wissenschaftlichen Methoden ausgearbeitet wird. Eine wissenschaftliche Arbeit wird meist an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung verfasst.

Der Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens umfasst folgende Bereiche:

  • Erfassung von Problembereichen
  • Beschaffung und Umgang mit Literatur
  • Formulierung einer Forschungsfrage
  • (gegebenenfalls) Durchführung von empirischen Untersuchungen
  • Schreiben der Arbeit und deren formale Gestaltung

Wissenschaftliches Arbeiten zielt im allgemeinen auf die Schaffung neues Wissens. So ist ein wissenschaftlicher Text in vielerlei Hinsicht strengeren Kriterien unterworfen als zum Beispiel ein journalistischer Text oder ein Essay. Das gilt vor allem im Bereich des Zitierens und der Einhaltung von Zitierregeln. Weiters sollte ein wissenschaftlicher Text auch mit wissenschaftlichen Methoden verfasst werden, das bedeutet, dass Materialien genau ausgewertet werden müssen und alles Geschriebene nachvollziehbar sein muss.

Eine wissenschaftliche Arbeit besteht meist aus Einleitung, Hauptteil und Schluss, gefolgt von einem Literaturverzeichnis. Im folgenden gehen wir auf die einzelnen Bestandteile einer wissenschaftlichen Arbeit ein.

Themenfindung und Literaturrecherche

Ob das Thema der wissenschaftlichen Arbeit vorgegeben ist oder nicht hängt unter anderem davon ab, welcher akademische Grad mit der Arbeit erreicht werden soll. Während die Themen für Bachelorarbeiten oft schon vorgegeben und von den Studierenden nur ausgewählt werden, sind in Diplomarbeiten oder Dissertationen das Thema und die Fragestellung meist selbst zu erarbeiten. Dabei sollte auf jeden Fall immer im Auge behalten werden, dass man sich mit dem Thema eine sehr lange Zeit auseinandersetzen muss und daher persönliche Interessen mit berücksichtigt werden sollten.

Auf der Suche nach dem richtigen Thema können zum Beispiel alte Seminararbeiten und Mitschriften aus Lehrveranstaltungen gesammelt und aufgearbeitet werden, um sich einen Überblick über die verschiedenen Themenfelder zu verschaffen. Wenn es Themen gibt, zu denen man bereits etwas geschrieben und Fachliteratur gesammelt hat, und diese einen interessiert haben, könnten sie eine Basis bilden für weiterführende Forschung. Daher ist eine erste Literaturrecherche für die Themensuche sehr wichtig und sollte als Teil der Themensuche durchgeführt werde.

Bei der Themensuche sollten auf jeden Fall folgende Aspekte bedacht werden:

  • Wie interessant ist dieses Thema für das Institut bzw. Betreuer*in?
  • Trägt das Thema bei zum wissenschaftlichen Diskurs? Ist es relevant?
  • Wie komplex ist das Thema? Kann es gut im Rahmen dieser Arbeit wissenschaftlich aufgearbeitet werden?

Formulieren einer Forschungsfrage

Der Forschungsschwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit sollte in einer einzigen Frage zu formulieren sein. Damit können Ziel und Zweck der Arbeit besser und klarer definiert werden. Die Formulierung einer Forschungsfrage ist ein wichtiger Schritt im Prozess am Beginn des Verfassens einer wissenschaftlichen Arbeit, da sich der Aufbau und Inhalt der restlichen Arbeit an der Forschungsfrage orientiert. Mit der Beantwortung der Forschungsfrage in der Arbeit wird der eigene wissenschaftliche Beitrag geliefert.

Eine gute Forschungsfrage:

  • Ist präzise formuliert
  • Grenzt das Thema klar ab und unterstreicht die Unterscheidbarkeit von ähnlichen, bereits geschriebenen Arbeiten
  • Ist erforschbar
  • Ist als "W-Frage" formuliert - Was? Wie? Warum?

Eine schlechte Forschungsfrage:

  • Ist nicht konkret (z.B. Was bringen Wahlen?)
  • Stellt eine Annahme im Voraus (z.B. Warum ist es wahr, dass..?)
  • Beeinflusst und ist tendenziös
Beispiele für gut formulierte Forschungsfragen:

Welche Auswirkungen hat das autokratische System auf Chinas Innovationsfähigkeit im Mobilfunksektor?

Welchen Einfluss haben kulturelle sowie internen und externen Faktoren auf die Strategieimplementierung eines FMCG Unternehmens?

Welche Auswirkungen haben Organisationsmerkmale auf die Arbeitsbeschäftigung in Deutschland von hochqualifizierten MigrantInnen aus Drittstaaten?

Im nächsten Schritt werden eine oder mehrere Hypothesen formuliert. Eine wissenschaftliche Hypothese ist eine Behauptung oder Annahme, deren Richtigkeit noch nicht bewiesen wurde. Die Hypothesenbildung ist deshalb wichtig, um bestimmte Fragen und Problemstellungen in der Arbeit klären zu können. Erst anhand von Hypothesen kann die Forschungsfrage erforscht und beantwortet werden.

Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit

Die wissenschaftliche Arbeit selbst besteht schließlich aus einer Einleitung, einem Hauptteil und dem Schluss. Im nächsten Abschnitt wird auf diese Teile sowie das Literaturverzeichnis im Detail eingegangen.

1. Einleitung

Die Einleitung soll das Interesse der Leser*innen wecken. Die Einleitung bietet eine Einführung in das Thema und erklärt und rechtfertigt die Themenstellung und Forschungsfrage. Die Leser*innen sollen anhand der Einleitung erkennen können, ob der Inhalt für sie relevant ist. Weiters soll ein Bezug zur aktuellen Diskussion hergestellt werden.

Die folgenden drei Aspekte werden in der Einleitung behandelt:

  1. Relevanz: Warum ist dieses Thema wichtig?
  2. Forschungsfrage: Welche Fragen will diese Arbeit beantworten?
  3. Vorgangsweise: Wie wird an die Beantwortung der Fragen herangegangen?

Die Einleitung dient somit als einführender Leseleitfaden und rundet gemeinsam mit dem Schluss die Arbeit erst richtig ab. Wichtig ist, dass in der Einleitung nichts versprochen wird, was in der Arbeit dann nicht behandelt wird.

In der Einleitung wird auch der Aufbau der Arbeit beschrieben und erklärt, mit welchen Themen und Unterthemen sich in den jeweiligen Kapiteln beschäftigt wird. Es ist daher wichtig, vor dem Verfassen der Einleitung schon an der Struktur gearbeitet zu haben und einen genauen Überblick über die Gliederung der Arbeit zu haben.

2. Hauptteil

Im Hauptteil der Arbeit werden Antworten auf die vorher erarbeiteten Fragestellungen gegeben. Meist beginnt der Teil mit einem Überblick über die unterschiedlichen Theorien, Definitionen, und Fachbegriffe zu dem Thema. Es werden Theorien und Konzepte untersucht und Abgrenzungen zu verwandten Themen gezogen.

Der Hauptteil besteht aus Kapiteln und Unterkapiteln. Jedes Kapitel sollte eine kurze Einleitung haben, was Leser*innen inhaltlich erwarten können, und nach dem Hauptteil sollte jeweils ein Schlusskapitel die Ergebnisse zusammenfassen. Jedes dieser Kapitel ist eine in sich geschlossene Einheit, die logisch auf den vorangegangenen Teil aufbaut und aus der sich weitere Teile erschließen lassen.

Dementsprechend kann ein Kapitel zum Beispiel nie nur über ein Unterkapitel verfügen, denn jedes Unterkapitel muss ein weiteres auf seiner Ebene haben, z.B.:

3.3. Hauptproblem

3.3.1. Ursachen

3.3.2. Folgen

3.3.2.1. Wirtschaftliche Folgen

3.3.2.2. Gesellschaftliche Folgen

3.3.2.3. Politische Folgen

Häufig gliedert sich der Hauptteil auch in einen theoretischen und einen empirischen Teil. Das muss aber nicht so sein. Die Gliederung soll einfach logisch Sinn machen und nachvollziehbar sein.

3. Schluss (Fazit)

Im Fazit der wissenschaftlichen Arbeit werden die wesentlichen Ergebnisse zusammengefasst. Das Fazit sollte die folgenden Punkte beinhalten:

  • Beantwortung der Forschungsfrage
  • Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse
  • Sinnstiftung und Einordnung der Arbeit in den wissenschaftlichen Kontext
  • Eventuell auch persönliche Bemerkungen (Statement) und ein Ausblick in weitere Forschung zu dem Thema

Der Schlussteil dient auch dazu, dass sich eventuelle Leser*innen einen ersten Überblick über das Thema verschaffen können.

➡️ Mehr zum Thema: Wie schreibe ich ein gutes Fazit?

4. Literaturverzeichnis

Im Literaturverzeichnis werden alle Bücher, Artikel und sonstige Quellen aufgelistet, die in der wissenschaftlichen Arbeit verwendet und zitiert wurden. Alle Quellen, die im Text zitiert wurden, müssen sich im Literaturverzeichnis wiederfinden, und umgekehrt genauso.

Es gibt verschiedene Zitierstile und welcher in der eigenen wissenschaftlichen Arbeit verwendet wird, hängt meistens von den Vorgaben des Instituts an dem man die Arbeit schreibt ab. In manchen Fällen kann der Zitierstil auch selbst ausgewählt werden bzw. ist es in bestimmten Disziplinen üblich einen bestimmten Zitierstil zu verwenden.

Die meisten Zitierstile schreiben einen Kurzbeleg im Text vor (oder in Fußnoten), und eine vollständige bibliographische Angabe im Literaturverzeichnis. Wichtig ist jedenfalls, in der gesamten Arbeit eine einheitliche Zitierweise zu verwenden und nicht zu mischen.

Tipp: Literaturverwaltungsprogramme wie Paperpile können dabei helfen, verwendete Literatur zu ordnen, speichern, lesen, und richtig zu zitieren.

Abschließende Tipps zum wissenschaftlichen Schreiben

Ein guter wissenschaftlicher Schreibstil bildet die Grundlage für eine erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit. Daher sollten unter anderem folgende Punkte beachtet werden:

  • Einfache, klar formulierte Sätze sind viel besser als lange Schachtelsätze.
  • Achtung bei der Verwendung von Zeitformen - die wissenschaftlichen Arbeit wird meist im Präsens geschrieben.
  • Fremdwörter werden mit Bedacht eingesetzt und Begriffe, die nicht als allgemeinverständlich gelten, werden erklärt.
  • Gendern: Auf gendergerechte Sprache achten. Sätze wie "die männliche Form bezieht sich auch auf Frauen" werden an vielen Institutionen nicht mehr anerkannt.
  • Die Arbeit muss für ihre Leser*innen verständlich sein. Um das zu prüfen bietet sich an, die eigene These einer fachfremden Person zu erklären.

➡️ Mehr zum Thema: Wie erstelle ich ein wissenschaftliches Poster?

Häufig gestellte Fragen wissenschaftliche Arbeiten

❓ Was versteht man unter einer wissenschaftlichen Arbeit?

Unter einer wissenschaftlichen Arbeit versteht man einen Text, in dem ein Thema systematisch und mit wissenschaftlichen Methoden ausgearbeitet wird. Wissenschaftliche Arbeiten verfasst man zumeist an Hochschulen oder Forschungseinrichtungen.

🔬 Wie kann man eine wissenschaftliche Arbeit schreiben?

Eine wissenschaftliche Arbeit schreibt man systematisch und übersichtlich. Sie besteht aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss, gefolgt von einem Literaturverzeichnis. Die Einleitung bietet eine Einführung in das Thema, der Hauptteil bearbeitet die Forschungsfrage und der Schluss gibt ein Fazit.

📊 In welcher Form schreibt man wissenschaftliche Arbeiten?

Bei den Zeitformen muss Acht gegeben werden. Wissenschaftliche Arbeiten werden meist im Präsens geschrieben.

📇 Was ist wichtig bei einer wissenschaftlichen Arbeit?

Es gibt viele Rahmenbedingungen zum Gelingen einer wissenschaftlichen Arbeit. Eines der wichtigsten Dinge bei einer wissenschaftlichen Arbeit ist die Formulierung einer klar definierten Forschungsfrage, da sich der Aufbau und Inhalt der restlichen Arbeit an der Forschungsfrage orientiert.

💾 Wie finde ich ein Thema für die wissenschaftliche Arbeit?

Auf der Suche nach dem richtigen Thema können alte Seminararbeiten und Mitschriften aus Lehrveranstaltungen gesammelt und aufgearbeitet werden, um sich einen Überblick über die verschiedenen Themenfelder zu verschaffen. Wenn es Themen gibt, zu denen man bereits etwas geschrieben und Fachliteratur gesammelt hat, und diese einen interessiert haben, könnten sie eine Basis bilden für weiterführende Forschung.