Wie schreibt man eine wissenschaftliche Arbeit?

Wissenschaftliche Arbeit

Das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit ist ein zentraler Bestandteil im akademischen Kontext – vom Proseminar bis zur Dissertation. Der grundsätzliche Aufbau wissenschaftlicher Arbeiten folgt dabei stets ähnlichen Prinzipien, unabhängig von Fach oder Umfang.

In diesem Leitfaden wird erläutert:

  • wie geeignete Themen gefunden werden können
  • welche Rolle die Forschungsfrage spielt
  • wie eine wissenschaftliche Arbeit aufgebaut ist
  • welche Aspekte beim wissenschaftlichen Schreiben und Zitieren zu beachten sind

Was ist eine wissenschaftliche Arbeit?

Eine wissenschaftliche Arbeit ist Text, in dem ein Thema systematisch und mit wissenschaftlichen Methoden ausgearbeitet wird. Eine wissenschaftliche Arbeit wird meist an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung verfasst.

Der Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens umfasst folgende Bereiche:

  • Die Identifikation eines Problems
  • Literaturrecherche und -bewertung
  • Die Formulierung einer Forschungsfrage
  • Die Anwendung geeigneter Methoden (theoretisch oder empirisch)
  • Das Schreiben der Arbeit inklusive formaler Gestaltung

Wissenschaftliche Arbeiten zeichnen sich durch Nachvollziehbarkeit, Objektivität, Systematik und eine klare Gliederung aus. Zentrale Bestandteile sind Einleitung, Hauptteil, Schluss sowie ein vollständiges Literaturverzeichnis.

Themenfindung und Literaturrecherche

Die Themenwahl hängt vom Studiengang, der Art der Arbeit und dem angestrebten Abschluss ab. Während bei kürzeren Arbeiten häufig Themen vorgegeben werden, ist bei Abschlussarbeiten (z. B. Bachelor-, Master- oder Diplomarbeiten) eine selbständige Themenfindung üblich.

Zur Orientierung können frühere Seminararbeiten, Literaturübersichten oder Diskussionsbeiträge herangezogen werden. Auch vorhandene Notizen oder thematische Interessen aus Lehrveranstaltungen bieten häufig geeignete Anknüpfungspunkte.

Bei der Themensuche sollten auf jeden Fall folgende Aspekte bedacht werden:

  • Wie interessant ist dieses Thema für das Institut bzw. Betreuer*in?
  • Trägt das Thema bei zum wissenschaftlichen Diskurs? Ist es relevant?
  • Wie komplex ist das Thema? Kann es gut im Rahmen dieser Arbeit wissenschaftlich aufgearbeitet werden?

Formulieren einer Forschungsfrage

Die Forschungsfrage definiert den Fokus der Arbeit und bildet die Grundlage für Argumentation und Struktur. Mit der Beantwortung der Forschungsfrage in der Arbeit wird der eigene wissenschaftliche Beitrag geliefert.

Eine gute Forschungsfrage:

  • Ist präzise formuliert
  • Grenzt das Thema klar ab und unterstreicht die Unterscheidbarkeit von ähnlichen, bereits geschriebenen Arbeiten
  • Ist erforschbar
  • Ist als "W-Frage" formuliert - Was? Wie? Warum?

Eine schlechte Forschungsfrage:

  • Ist nicht konkret (z.B. Was bringen Wahlen?)
  • Stellt eine Annahme im Voraus (z.B. Warum ist es wahr, dass..?)
  • Beeinflusst und ist tendenziös
Beispiele für gut formulierte Forschungsfragen:

Welche Auswirkungen hat das autokratische System auf Chinas Innovationsfähigkeit im Mobilfunksektor?

Welchen Einfluss haben kulturelle sowie internen und externen Faktoren auf die Strategieimplementierung eines FMCG Unternehmens?

Welche Auswirkungen haben Organisationsmerkmale auf die Arbeitsbeschäftigung in Deutschland von hochqualifizierten MigrantInnen aus Drittstaaten?

Auf Grundlage der Forschungsfrage können ein oder mehrere Hypothesen formuliert werden. Hypothesen sind Annahmen, die im Laufe der Arbeit überprüft und gegebenenfalls bestätigt oder widerlegt werden.

Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit

Der klassische Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit umfasst vier zentrale Bestandteile:

AbschnittInhalt und Funktion

Einleitung

Einführung in das Thema, Darstellung der Relevanz, Forschungsfrage, Vorgehensweise

Hauptteil

Theoretische Fundierung, Analyse, Diskussion

Fazit

Zusammenfassung der Ergebnisse, Rückbezug zur Forschungsfrage

Literaturverzeichnis

Vollständige Dokumentation aller verwendeten Quellen

1. Einleitung

Die Einleitung soll das Interesse der Leser*innen wecken. Die Einleitung bietet eine Einführung in das Thema und erklärt und rechtfertigt die Themenstellung und Forschungsfrage. Die Leser*innen sollen anhand der Einleitung erkennen können, ob der Inhalt für sie relevant ist. Weiters soll ein Bezug zur aktuellen Diskussion hergestellt werden.

Die folgenden drei Aspekte werden in der Einleitung behandelt:

  1. Relevanz: Warum ist dieses Thema wichtig?
  2. Forschungsfrage: Welche Fragen will diese Arbeit beantworten?
  3. Vorgangsweise: Wie wird an die Beantwortung der Fragen herangegangen?

Wichtig ist, dass die Einleitung keine inhaltlichen Ergebnisse vorwegnimmt und nur Themen ankündigt, die tatsächlich im Text behandelt werden.

In der Einleitung wird auch der Aufbau der Arbeit beschrieben und erklärt, mit welchen Themen und Unterthemen sich in den jeweiligen Kapiteln beschäftigt wird. Es ist daher wichtig, vor dem Verfassen der Einleitung schon an der Struktur gearbeitet zu haben und einen genauen Überblick über die Gliederung der Arbeit zu haben.

2. Hauptteil

Im Hauptteil erfolgt die systematische Auseinandersetzung mit der Fragestellung. Typischerweise enthält er:

  • eine Darstellung des theoretischen Rahmens
  • eine Analyse oder empirische Auswertung
  • eine kritische Diskussion der Ergebnisse

Die Gliederung erfolgt in Kapiteln und Unterkapiteln. Jedes Kapitel sollte eine kurze Einleitung haben, und nach dem Hauptteil sollte jeweils ein Schlusskapitel die Ergebnisse zusammenfassen. Jedes dieser Kapitel ist eine in sich geschlossene Einheit, die logisch auf den vorangegangenen Teil aufbaut und aus der sich weitere Teile erschließen lassen.

Dementsprechend kann ein Kapitel zum Beispiel nie nur über ein Unterkapitel verfügen, denn jedes Unterkapitel muss ein weiteres auf seiner Ebene haben, z.B.:

3.3. Hauptproblem

3.3.1. Ursachen

3.3.2. Folgen

3.3.2.1. Wirtschaftliche Folgen

3.3.2.2. Gesellschaftliche Folgen

3.3.2.3. Politische Folgen

Häufig gliedert sich der Hauptteil auch in einen theoretischen und einen empirischen Teil. Das muss aber nicht so sein. Die Gliederung soll einfach logisch Sinn machen und nachvollziehbar sein.

3. Schluss (Fazit)

Im Fazit der wissenschaftlichen Arbeit werden die wesentlichen Ergebnisse zusammengefasst. Das Fazit sollte die folgenden Punkte beinhalten:

  • Beantwortung der Forschungsfrage
  • Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse
  • Sinnstiftung und Einordnung der Arbeit in den wissenschaftlichen Kontext
  • Eventuell auch persönliche Bemerkungen (Statement) und ein Ausblick in weitere Forschung zu dem Thema

Der Schlussteil dient auch dazu, dass sich eventuelle Leser*innen einen ersten Überblick über das Thema verschaffen können.

➡️ Mehr zum Thema: Wie schreibe ich ein gutes Fazit?

4. Literaturverzeichnis

Im Literaturverzeichnis werden alle Bücher, Artikel und sonstige Quellen aufgelistet, die in der wissenschaftlichen Arbeit verwendet und zitiert wurden. Alle Quellen, die im Text zitiert wurden, müssen sich im Literaturverzeichnis wiederfinden, und umgekehrt genauso. Die Wahl des Zitierstils richtet sich nach den Vorgaben der jeweiligen Einrichtung oder Disziplin.

Die meisten Zitierstile schreiben einen Kurzbeleg im Text vor (oder in Fußnoten), und eine vollständige bibliographische Angabe im Literaturverzeichnis. Wichtig ist jedenfalls, in der gesamten Arbeit eine einheitliche Zitierweise zu verwenden.

Tipp: Literaturverwaltungsprogramme wie Paperpile können dabei helfen, verwendete Literatur zu ordnen, speichern, lesen, und richtig zu zitieren.

Abschließende Tipps zum wissenschaftlichen Schreiben

Ein guter wissenschaftlicher Schreibstil bildet die Grundlage für eine erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit. Daher sollten unter anderem folgende Punkte beachtet werden:

  • Einfache, klar formulierte Sätze sind viel besser als lange Schachtelsätze.
  • Achtung bei der Verwendung von Zeitformen - die wissenschaftlichen Arbeit wird meist im Präsens geschrieben.
  • Fremdwörter werden mit Bedacht eingesetzt und Begriffe, die nicht als allgemeinverständlich gelten, werden erklärt.
  • Gendern: Auf gendergerechte Sprache achten. Sätze wie "die männliche Form bezieht sich auch auf Frauen" werden an vielen Institutionen nicht mehr anerkannt.
  • Die Arbeit muss für ihre Leser*innen verständlich sein. Um das zu prüfen bietet sich an, die eigene These einer fachfremden Person zu erklären.

➡️ Mehr zum Thema: Wie erstelle ich ein wissenschaftliches Poster?

Häufig gestellte Fragen wissenschaftliche Arbeiten

❓ Was versteht man unter einer wissenschaftlichen Arbeit?

Unter einer wissenschaftlichen Arbeit versteht man einen Text, in dem ein Thema systematisch und mit wissenschaftlichen Methoden ausgearbeitet wird. Wissenschaftliche Arbeiten verfasst man zumeist an Hochschulen oder Forschungseinrichtungen.

🔬 Wie kann man eine wissenschaftliche Arbeit schreiben?

Eine wissenschaftliche Arbeit schreibt man systematisch und übersichtlich. Sie besteht aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss, gefolgt von einem Literaturverzeichnis. Die Einleitung bietet eine Einführung in das Thema, der Hauptteil bearbeitet die Forschungsfrage und der Schluss gibt ein Fazit.

📊 In welcher Form schreibt man wissenschaftliche Arbeiten?

Bei den Zeitformen muss Acht gegeben werden. Wissenschaftliche Arbeiten werden meist im Präsens geschrieben.

📇 Was ist wichtig bei einer wissenschaftlichen Arbeit?

Es gibt viele Rahmenbedingungen zum Gelingen einer wissenschaftlichen Arbeit. Eines der wichtigsten Dinge bei einer wissenschaftlichen Arbeit ist die Formulierung einer klar definierten Forschungsfrage, da sich der Aufbau und Inhalt der restlichen Arbeit an der Forschungsfrage orientiert.

💾 Wie finde ich ein Thema für die wissenschaftliche Arbeit?

Auf der Suche nach dem richtigen Thema können alte Seminararbeiten und Mitschriften aus Lehrveranstaltungen gesammelt und aufgearbeitet werden, um sich einen Überblick über die verschiedenen Themenfelder zu verschaffen. Wenn es Themen gibt, zu denen man bereits etwas geschrieben und Fachliteratur gesammelt hat, und diese einen interessiert haben, könnten sie eine Basis bilden für weiterführende Forschung.